Als ich mich in die Welt der Marktforschung stürzte, nach einer ganzen Dekade Arbeit in physikalischen Berechnungen und künstlicher Intelligenz, war das erste, was mir auffiel, der ungeheure technologische Rückstand. Damit meine ich, dass die meistgenutzten Lösungen auf dem Markt unzählige Leistungsschwächen hatten, für die es bereits ausgereifte technische Lösungen gab. Also habe ich mich, insbesondere mit dem Schwerpunkt künstlicher Intelligenz, daran gemacht, die Grundfunktionen der Marktforschung einzeln aufzulisten und die Richtung zu bestimmen, die durch die künstliche Intelligenz (AI) wahrscheinlich in Zukunft eingenommen wird.

AUTOMATISIERUNG

Als erstes werden Weiterentwicklungen in natürlicher Sprachverarbeitung (NLP) und Modelle zur Lernfähigkeit von Maschinen dazu führen, dass die Datenanalyse automatisiert wird (Das passiert bereits!). Als nächstes werden Weiterentwicklungen in der Erzeugung natürlicher Sprache und tiefgreifende Lerntechniken die Datenerhebung automatisieren und zwar sowohl durch Konversation mit Menschen als auch durch passive Datenaufnahme. Drittens wird, wenn nun Daten automatisch gesammelt und analysiert werden, die künstliche Intelligenz (AI) an Hand von Beispielen lernen, wie Menschen diese Kenntnisse normalerweise in Berichten zusammenfassen, wodurch also auch Berichte automatisch geschrieben werden können. Und letztendlich kann die AI auf der Grundlage der eben beschriebenen Automatisierungsebenen anfangen, eine Vielfalt von möglichen Aktionen zu verstehen und selbst zu generieren. Und durch die aus den verfügbaren Daten gewonnen Erkenntnisse kann sie die für diese Aktionen wahrscheinlichsten Ergebnisse vorhersagen. Durch den Abgleich dieser Ergebnisse mit dem gewünschten Ziel kann die AI die Aktion oder diejenige Reihe von Aktionen empfehlen, welche der Erreichung des gewünschten Zieles am nächsten kommt. Auf diesem Weg ist es wichtig zu verstehen, welche Rolle ein „Ziel“ spielt — Man muss sich die AI als eine Maschine vorstellen, welche Variablen miteinander abgleicht, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Die Leistungsfähigkeit der AI steigt unentwegt und mit ihr die Fähigkeit, Ziele immer perfekter zu erreichen. Deshalb können wir dieses Paradigma als Projektionsfläche verwenden und uns der moralischen Rechtfertigung bestimmter Ziele zuwenden, uns also fragen, was denn passieren würde, wenn wir diese Ziele in Perfektion erreichten.

AI-Ziele in der Marktforschung

Für Marktforscher stechen drei grobe Kategorien an Zielen hervor: Die erste ist das bessere Verständnis der Konsumentenbedürfnisse, so dass ein Produkt entwickelt werden kann, welches diese Bedürfnisse besser befriedigt; die zweite ist das vertiefte Wissen. wie man den Konsumenten ein Produktangebot genauer erklären kann, so dass sie erkennen, wie gut es ihre Bedürfnisse befriedigt; die dritte ist die Erkundung der Psychologie der Konsumenten, so dass man sie dahingehend manipulieren kann, Produkte zu kaufen, die sie gar nicht unbedingt brauchen. Wenn wir die ersten beiden Ziele auf die Spitze treiben, dann haben wir eine Welt, in der Unternehmen Produkte herstellen, welche die Bedürfnisse der Kunden perfekt befriedigen und Konsumenten, die sich völlig im Klaren darüber sind, welche Produkte ihre Bedürfnisse am besten erfüllen. In dieser Welt werden Produkte nur dann hergestellt, wenn ein Bedürfnis dafür erkannt wurde und diese Produkte entwickeln sich mit den Bedürfnissen der Konsumenten schnell weiter. Wenn wir jedoch das dritte Ziel auf die Spitze treiben, dann haben wir eine Welt, in der die grundlegenden Überzeugungen der Menschen über sich selbst und die Welt, in der sie leben, systematisch verzerrt werden, um die Zahl der Produkte, die sie kaufen (oder die Stimmen, die sie für jemanden abgeben) zu maximieren. In dieser Welt geht es gar nicht um Produkte, die Bedürfnisse befriedigen, sondern darum, die Psychologie der Leute zu manipulieren, so dass sie glauben, sie müssten unbedingt ein Produkt kaufen, das von einem Unternehmen bereits produziert wird. Es ist für mich ganz klar, dass eine dieser Welten moralisch erstrebenswert ist, die andere jedoch nicht. Die eine verbessert das menschliche Leben, während die andere nur Profite maximiert. Vor diesem Hintergrund halte ich es für wichtig, dass wir uns als Marktforschungsbranche der Konsequenzen der Ziele, auf die wir hinarbeiten, bewusst sind. Bei der Gestaltung der Welt, in der unsere Kinder und Enkel einmal leben werden, kommt uns eine Schlüsselrolle zu und es ist wichtig, dass wir diese Verantwortung ernst nehmen. Andrew Konya, CEO Remesh.ai Andrew_KonyaAndrew Konya ist der Gründer und Geschäftsführer von Remesh.   Nach seiner Ausbildung in physikalischen Berechnungen hat er die vergangenen 8 Jahre damit verbracht, künstliche Intelligenz und Maschinenlernalgorithmen zu entwickeln und in der Materialwissenschaft, Biosensorik, Verkehrswissenschaft, Bildanalyse und Sprache anzuwenden.  In jüngster Zeit war er bei Remesh damit befasst, künstliche Intelligenz zu entwickeln, die große Menschenmassen ansprechen und verstehen kann. Mehr Informationen über Remesh gibt es unter remesh.ai